Rheinland-Pfalz
Scharfbillig
Klosterhof
Baujahr: 1273, Umbau 1733
Seit
1273 ist der Hof als „Allodialgut“ der Zisterzienserabtei
Himmerod bezeugt. Das Klostergut (Grangie) hat 1733 durch Umbau sein
heutiges Aussehen erhalten. Bautypologisch handelt es sich um ein für
die Region typisches Trierer (auch: Lothringer) Quereinhaus, das mit
der Zeit zu einem Dreiseithof verändert wurde. Heute schließt sich
dem Haus unter höhenversetztem Schieferdach eine sehr große Scheune
an und im Winkel dazu die Stallungen. Die Winkelhofanlage überdauerte
dank jahrzehntelangen Leerstands mit ihrer wandfesten historischen
Ausstattung nahezu unangetastet; mit Gewölbekeller, Brunnen,
`Backes´, steinernen Waschbecken, alten Treppen und Deckenbalken,
mit eindrucksvollen Dachstühlen, Takenanlage und geschwärztem
Rauchfang.
Freilich bedurfte es einiger Fantasie zu Beginn der Restaurierung: Während im Parterre des Hauses zum Teil ornamentierte Lehmwickeldecken über die Zeiten kamen, konnte man im Obergeschoss ungehindert zwischen den Deckenbalken gen Dachstuhl blicken. Dafür fanden sich im ersten Stock wiederum originale Holzfußböden. Vor allem galt es bei der Restaurierung, die Zimmer für Zimmer und von Innen nach Außen erfolgte, das Vorgefundene gegen wohlmeinende Ratschläge zu verteidigen. Das Bestreben der Restaurierung war und ist es, so viel wie möglich zu bewahren, nicht in die Grundrissstruktur einzugreifen und – wie das in diesem Hause stets der Fall war – Ausgemustertes umzuwidmen.
Gerne verneigt man sich vor den niedrigen Türgewänden, die in angenehm hohe Räume führen. War doch in der Himmeroder Grangie stets alles durch praktische Vernunft gefügt; durch das, was man neudeutsch Baubiologie nennt. Und es tut wohl in einem Haus zu leben, das noch immer Geheimnisse birgt und `sprechen´ kann!
Vgl.
dazu Barbara Mikuda-Hüttel (Hg.): Schönheit in Stein. Ländliche
Architektur in der Südeifel. IgB-Beiträge zu Hauslandschaften Bd.
5. 2016.
Dr. Richard Hüttel und Dr. Barbara Mikuda-Hüttel - IgB-Kontaktstelle Trier