Als im Jahr 2005 bekannt wurde, dass das Haus der Annemarie Schulz im Spreewald, Niederlausitz, abgerissen werden sollte, fanden sich schnell Interessierte, die sich für die Rettung einsetzten. Im Mittelpunkt der Engagierten stand die damals noch junge Gruppe von IgB-Freunden um den Biologen Steffen Butzeck, die Landschaftsplanerin Gabriele Höppner und die Architektin Petra Schulz. Sie hatten bereits im Vorfeld angeregt, etwas für die Erhaltung der einmaligen Burger Blockhauslandschaft zu tun. Nun galt es, schnell konkret zu handeln.
Nach einem Juwel sah das alte
Spreewaldhaus damals nicht aus. Verlassen und stark geschädigt stand es inmitten der
etwa 600 Hofstellen zählenden Burger Streusiedlung. Für eine Rettung
an Ort und Stelle war es zu spät. Die erbende Familie hatte bereits das Paket
für einen Ersatzneubau geschnürt. Deshalb kurbelte die neu gegründete
IgB-Außenstelle Spreewald mit Unterstützung des Vorstands und der damaligen
Bauamtsleiterin eine Hausumsetzung an, die nicht wenige
Einheimische für aussichtslos hielten. Studenten des Lehrstuhls Baugeschichte
der Brandenburgischen Technischen Universität halfen bei der eiligen
Bestandsaufnahme. Das gemeinsame Abenteuer fand viele Unterstützer und
Sponsoren.
2015 konnten die ersten Besucher das wiedererrichtete Haus mit dem gelb leuchtenden IgB-Logo auf dem Schlossberghof in Burg inmitten der schönen Spreewaldlandschaft besichtigen.
Für die kleine, aber motivierte IgB-Gruppe gibt es neben den Sonntagsführungen auch weiterhin viel Arbeit, denn das Haus wurde nach und nach weiter ausgebaut, öffentliche Veranstaltungen sollten für Leben sorgen.
Der ambitionierte Hausforscher und Denkmalpfleger Alfred Roggan widmete sich der Baugeschichte des Hauses, welches vor fast 300 Jahren von der wendischen Familie Hans Knigk auf einer der Burger Schwemmsand-Inseln, den Kaupen, errichtet wurde. Das Wohnstallhaus ist nicht nur der älteste Blockbau in Burg, sondern in der gesamten Niederlausitz. Es wäre ohne die IgB wohl für immer verschwunden - und damit auch der Deckenbalken in der historischen Blockstube mit der Ochsenblutinschrift "1726".
Diese Jahreszahl, die mit einer dendrochronologischen Untersuchung des Eschenholzes bestätigt wurde, ist der entscheidende Nachweis, dass die IgB mit dem Annemarie-Schulz-Haus ein ganz besonderes Juwel in ihre Obhut genommen hat.
Das für jedermann offene Haus zum Anfassen und Erleben hat eine besondere Ausstrahlung. Die nach historischem Vorbild verwendeten Materialien Holz, Backstein, Lehm, Reet und Hanf sind nicht nur schön anzusehen, sondern erzeugen in ihrer Symbiose auch ein sehr sgutes Klima. Alles Wesentliche des alten Hauses wurde beibehalten bzw. wieder hergestellt, aber auch Neues hinzugefügt.
Etwa 600 Besucher pro Jahr erleben das Annemarie-Schulz-Haus nicht als Museum, sondern als lebendiges historisches Haus. Es ist ein überzeugendes Beispiel dafür, dass es sich in einem fast 300 Jahre alten Haus zeitgemäß wohnen lässt, dass Modernes und alte Handwerkskunst respektvoll in Einklang gebracht werden können.
Benannt worden ist das Spreewaldhaus nach seiner letzten Besitzerin, einer in Burg bekannten und geschätzten Krankenhelferin, die bis 1999 in diesem Haus wohnte. Ihrem Leben und Wirken soll mit Gesprächen mit Zeitzeugen nachgegangen werden.
Das Annemarie-Schulz-Haus in 03096 Burg, Byhleguhrer Straße 17, ist vom 1. April bis 31. Oktober an jedem letzten Wochenende im Monat von 13 bis 17 Uhr geöffnet.
Weitere Führungen können telefonisch vereinbart werden mit Marlis Pachael Tel. 035603 759448 oder Barbara Helbig Mobil 0176 56954985.