Sachsen-Anhalt
Salzwedel-Sienau
Vierseitenhof
Baujahr: ca. 1830
Kurz nach der Wende habe ich eine geschäftliche Rundreise gemacht. Im Altmarkkreis Salzwedel (Sachsen-Anhalt), im Ortsteil Sienau, bin ich auf den Vierseiten-Hof aufmerksam geworden. Mich sprach damals das einigermaßen gut erhaltene Torhaus an, welches auf der ehemaligen DDR-Abbruchliste stand. Kurzentschlossen kaufte ich das Objekt. Der Vierseiten-Hof am Stadtrand der Hansestadt Salzwedel besteht aus 4 Gebäuden, die alle ca. 1830 im Eichenfachwerkstil errichtet wurden. Dazu zählen: ein doppelstöckiges Wohnhaus mit 1 Wohnpartei, eine große ehemalige Scheune, ein ehemaliges Stallgebäude und ein Torhaus mit einer kurzen Baumallee zur Straße. Alle Gebäude waren in einem erbarmungswürdigen Zustand. Damit war klar: hier muss viel getan werden.
Darüber hinaus gehörten zum Hofgelände: ein großes Backhaus, ein Teich, eine ca. 1 ha große Wiese und eine Ackerfläche von ca. 10 ha, die an das Grundstück anschließt.
Die
Aufräumarbeiten dauerten einige Monate, wozu unter anderem der
Abriss der Anbauten (Schleppdächer) zählten. Insgesamt wurden fast
10 Tonnen Schrott und Unrat entsorgt, bevor der Wiederaufbau starten
konnte. Während der gesamten Arbeiten stand uns ein alter Hanomag
Trecker zur Seite.
Als erstes wurden alle Dächer saniert und das Wohnhaus mit Schieferplatten und die anderen Gebäude mit roten S-Form Dachziegeln gedeckt. Zu diesem Zweck wurde im Nachbarort ein komplettes Fachwerkhaus abgebaut, um altes Baumaterial zu gewinnen.
Glücklicherweise wohnt ein talentierter Tischler auf der anderen Straßenseite, der alle Türen, Tore und Fenster nach ehemaligen alten Vorbildern erbaute.
Im Wohnhaus wohnte nur die Eigentümerin, 1 Wohnung Parterre. Im Rahmen des Ausbaus wurde ein doppelstöckiges Wohnhaus mit 4 Wohnparteien und 3 neue Wohnungen in klassischer Fachwerkstruktur errichtet. Der Eingangsbereich erhielt eine neue Bodenplatte und eine neue alte Eingangstür. Auf der Rückseite der beiden Parterrewohnungen wurden neue Veranden an den hinteren Ausgang erbaut, wodurch ein direkter Ausgang zum Garten geschaffen wurde.
Außerhalb des Hofes befindet sich das Backhaus. Für das Backhaus erfolgte eine Vollsanierung, d.h. totaler Abbau und Wiederaufbau des Backhauses. Ein neues Betonfundament sorgt nun für eine stabile Grundlage, neben neuen Deckenbalken und einem neuen Dachstuhl. Erweitert wurde der Wideraufbau um 2 Dachgauben, die Helligkeit in das Backhaus lassen. Die Gefache wurden mit Ziegeln aus einen Nachbarort in vorhandener Struktur gehalten. Das Dach wurde mit Biberschwänzen als Dachpfannen abgeschlossen. Das Backhaus ist eingepfercht in einen 300 Jahren alten großen Baumbestand von Eichen und Ulmen.
In der Scheune, ca. 600qm, wurden die Schwellen und Fundamente erneuert, neue Türen und Tore eingesetzt. Es war erforderlich eine neue Unterkonstruktion zu bauen und den Dachstuhl zu erneuern. Auf der Scheune lagen 4 verschiedene Arten von Dachpfannen, die zu einer Art ausgetauscht werden mussten. Neu wurde eine Verbindung zwischen Scheune und Wohnhaus erstellt, die nun einen Übergang / Durchgang zum Backhaus trockenen Fußes ermöglicht.
Das Stallgebäude, ca. 100qm, wurde vollkommen entkernt. Alle Querbalken tragen Inschriften. Es handelt sich um ein Baudenkmal aus 1800 (Brief). Aus dem Stallgebäude sind nun 2 Garagen und Abstellräume für die Mieter entstanden.
Abschließend wurde das Torhaus renoviert. Die Zufahrt zum Vierseiten-Hof erfolgt über das Torhaus, welches auf der Rückseite noch Gefache mit ursprünglicher Lehmfüllung aufweist. Die Einfahrt durch das Torhaus und auch das innere des Vierseitenhofes ist mit Feldsteinen gepflastert. Hier entstanden, mit Zugang vom Innenhof, Garagen.
Ein ehemaliger Feuerwehrlöschteich, der sich auf der Rückseite des Grundstücks befindet und von einer kleinen Quelle gespeist wird, wurde jüngst noch ausgebaggert zu einem kleinen Fischteich.
Das Anwesen steht unter Denkmalschutz und zum Verkauf.
Horst-Edgar Hartz