Sachsen
Klingenberg
Mitteldeutsches
Wohnstallhaus, Drescherhaus
Baujahr: 1793/94
Als wir im Februar 2017 das kleine Fachwerkhäuschen in Klingenberg zum ersten Mal sahen, hatten wir uns schnell verliebt. So verwunschen lag es da im Weißeritztal. Eingebettet in einen wilden Garten und zur Straße hin imposant mit einem, im Erzgebirgsvorland seltenen Schmuckschiefer am Giebel ausgestattet.
Beim Eintreten hießen uns historische Zementfliesen im einfachen Oktagon-Format mit hübschen blauen Einlegern willkommen.
Dieses Haus ist einfach in seiner Ausstattung. Es handelt sich um ein mitteldeutsches Wohnstallhaus, erbaut von Leuten ohne eigenen Grundbesitz, wie in unserem Fall von den Angestellten des nahegelegenen Rittergutes, den Dreschern. Im Dorf gibt es eine kleine Ansammlung dieser Häuser mit ähnlichem Alter, sie werden von den Klingenbergern als „Drescherhäuser“ bezeichnet.
Als wir unser Drescherhaus im Frühsommer 2017 kauften war es in einem schlechten Zustand. Zu diesem Zeitpunkt stand es bereits 1,5 Jahre leer.
An den Wänden hing als Nachruf der ehemaligen Stallung der Salpeter und die Tapeten im Erdgeschoss bäumten sich unter dem Schimmel von der Wand. Das Fachwerk der oberen Etage war an vielen Stellen marode, der Giebel hinter dem wunderschönen historischen Schmuckgiebel bestand fast nur noch aus Holzmehl. Eine Hausbockplage hatte bereits vor Generationen viele Balken des Dachstuhls und der Fachwerkkonstruktion stark geschädigt. Zuvor hatten wir mit uns gerungen: sollte dies das Haus sein, nachdem wir gesucht hatten? So dunkel, feucht, und verbaut wie es war, waren wir uns nicht sicher, ob wir eine Sanierung schaffen würden. Wir sind beide nicht „vom Fach“, verdienen unser Geld in anderen Branchen.
Anfang 2018 begannen wir mit dem Rückbau – erstmal alles raus, was dunkel, kalt, feucht und muffig ist. Wir sanierten das Haus von Grund auf. Stellten es auf neue Fundamente, reparierten was ging und tauschten aus, was nicht mehr ging. Zwischenzeitlich standen nur noch die Außenmauern und Teile der Fachwerkkonstruktion. Manch einer unkte, ob es nicht sinnvoller wäre, das Haus abzureißen. Es waren fast drei Jahre die nicht immer einfach waren. Doch mit der Zeit ging es bergauf und unser Drescherhaus nahm wieder Gestalt an. Luft und Licht kamen ins Haus.
Im Herbst 2020
hatten wir die Sanierung soweit abgeschlossen, dass wir einziehen
konnten. Heute
werden unsere Gäste wieder von herrlichen
achteckigen Fliesen mit himmelblauen Einlegern im Eingang begrüßt.
Den Giebel schmückt ein wunderschönes Schiefermuster. Die Räume
sind urgemütlich und mittlerweile oft mit Leben von vielen Besuchern
erfüllt.
Fertig sind wir bis heute nicht, aber um viele Erfahrungen reicher.
Sabine
Wermann und Carsten Jung, AS Osterzgebirge
E-Mail: as_osterzgebirge@igbauernhaus.de