Niedersachsen
Dornum-Nesse
Haus Trännapp, Landarbeiterhaus
Baujahr: 1718
Quellenangaben zufolge wurde das Haus als Landarbeiterhaus im Jahr 1718 erbaut. Im Jahr 1717 ereignete sich eine sehr schwere Sturmflut mit katastrophalen Ausmaß, die sogenannte Weihnachtsflut 1717, die unglaublich viele Menschenleben forderte und die auch an den Bauten in Nesse und Umgebung große Schäden anrichtete.
Vermutlich wurde der Vorgängerbau, da das Haus ganz am Rand der historischen Langwarf Nesse steht, komplett zerstört, so dass der Wiederaufbau im Jahr 1718 erfolgte.
Das Grundstück des Hauses ist ein uralter Siedlungsplatz und es steht als Bodendenkmal unter Schutz. Die archäologische Abteilung der Ostfriesischen Landschaft in Aurich vermutet unter dem Haus die Überreste eines frühmittelalterlichen sogenannten Stabhauses des 9. Jahrhundert nach Christus. Das frühmittelalterliche Ursprungsgebäude soll die gleiche Ausrichtung und ungefähr die gleichen Gebäudeumrisse gehabt haben.
Das Haus stellt ein sehr frühes und typisches sogenanntes Landarbeiterhaus dar. Der größte Teil des Gebäudes diente ursprünglich der landwirtschaftlichen Nutzung und nur der heutige Wohnraum und der anschließende Flur diente früher Wohnzwecken.
Im kleinen Wohnbereich lebte früher die gesamte Familie mit meist vielen Kindern in einem Raum in sehr beengten Verhältnissen. Es gab eine Feuerstelle und an der Westseite des Raumes sogenannte „Butzen“ in denen geschlafen wurde und unter denen auch Vorräte gelagert wurden. Nicht selten lebten in so einem kleinen Haus bis zu 10 Personen. Das Leben der Landarbeiter war von Armut und Arbeit geprägt. Das Vieh im kleinen Stallteil des Hauses und der kleine angrenzenden Garten diente der Selbstversorgung. In seiner ursprünglichen Aufteilung stellte das Haus den kleinsten Typ des ostfriesischen Gulfhauses dar. Das komplette hölzerne Innengerüst und die komplette Dachkonstruktion sind noch bauzeitlich erhalten.
Das Haus war bis ins Jahr 2004 im Besitz der Familie Trännapp. Die letzte Bewohnerin war Jenny Trännapp, die 2004 verstarb. Sie war die Großmutter des jetzigen Dornumer Bürgermeisters. Sie war in Nesse so beliebt, dass im Dorf Nesse bis heute viel von ihr gesprochen wird. „Tant" Jenny“ führte wohl ein sehr offenes Haus, das ein belebter Kontaktpunkt im Dorf war. Man erzählt sich, dass in der Küche ein Sessel für Besuch stand, der wohl nie kalt wurde.
Nach ihren Tod verkauften die Erben das damals schon stark sanierungsbedürftige Häuschen. Es wurde danach bis ins Jahr 2017 von einer Familie aus dem Rheinland sporadisch als Ferienhaus in eher ruinösem Zustand genutzt. Die wenigen durchgeführten Instandsetzungsarbeiten verliefen uneffektiv und für das Häuschen eher schädlich.
Wir konnten es im Jahr 2017 kaufen, angedacht war bereits der Abbruch und die Einrichtung von Parkplätzen an seiner Stelle.
Im Jahr 2018 sanierten und restaurierten wir das Häuschen dann und es gelang uns durch die Wiederherstellung der Fensteröffnungen dem Haus sein heutiges sehr freundlichen Gesicht zurückzugeben. Das Haus steht nicht unter Denkmalschutz, wir haben aber seinen Wert erkannt und es trotzdem denkmalgerecht restauriert und saniert. Seit dem Frühjahr 2019 steht es zusammen mit seinem ebenfalls von uns restaurierten Nachbarhaus als vermietbares Ferienhaus für Nordseeurlauber zur Verfügung.
Kai Nilson und Franz Scheid