Niedersachsen
Dornum-Nesse
Haus Paradies (früher Haus Kapfermann), Landarbeiterhaus
Baujahr: um 1820
Das Haus wurde um 1820 als Landarbeiterhaus erbaut. Der Name „Paradies“ ist der historische Hausname des Hauses, der sogar in der Flurkarte verzeichnet ist und der bis heute bei den Einwohnern von Nesse absolut gebräuchlich ist. Angeblich stammt der Name des Hauses daher, dass die Erbauer des Hauses mit Vornamen „Adam & Eva“ hießen. Die Flurnamensforschung ergab, dass tatsächlich die Frau des ersten Eigentümers Eva hieß und deren Bruder hieß Adam.
Ab 1899 gehörte das Haus der Familie Kapfermann. Dirk Kapfermann ist als erstes Mitglied der Familie Kapfermann als Eigentümer eingetragen. Der Familie Kapfermann gehörte das „Paradies“ bis zum März 2021. Wir kauften das Haus mit dem großen Grundstück und dem Nebengebäude im März 2021 von Lisa Kapfermann. Sie ist mittlerweile 97 Jahre alt uns sie lebt im Pflegeheim. Das Paradies stand 15 Jahre vor dem Verkauf an uns leer, da Frau Kapermann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr im Haus leben kann. Sie hängt jedoch bis heute sehr am Paradies und sie weigerte sich 15 Jahre lang es zu verkaufen, da jeder der anfragte ob es zu verkaufen sei, den sofortigen Abriss plante.
Als sie im Oktober 2020 im „Ostfrieslandmagazin“ über unsere Aktivitäten zur Rettung der alten Häuser von Nesse las, bat sie ihre Tochter darum, mich anzurufen, da sie mich kennenlernen wollte. Nach diesem Kennenlernen entschied sie uns das Haus zu verkaufen unter der Auflage des Erhalts. Wir freuten uns über das Angebot und über das entgegengebrachte Vertrauen und so konnte das damals komplett durchfeuchtete, akut einsturzgefährdete und eigentlich abgängige historische Kleinod mit dem gesamte originalen Inventar gerettet werden. Mit Frau Kapfermann und ihrer Familie stehen wir bis heute in freundschaftlichen Kontakt und man freut sich sehr über die Rettung des wertvollen historischen Hauses.
Das Haus stellt ein typisches sogenanntes Landarbeiterhaus dar. Der größte Teil des Gebäudes diente ursprünglich der landwirtschaftlichen Nutzung und nur der heutige Wohnraum und der anschließende Flur diente früher Wohnzwecken.
Im kleinen Wohnbereich dieses Hauses lebte früher die gesamte Familie mit meist vielen Kindern und vielen Angehörigen in sehr beengten Verhältnissen. Es gab einen Herdplatz am Giebel und sogenannte „Butzen“ in denen geschlafen wurde und unter denen auch Vorräte gelagert wurden. Nach Angabe von Frau Kapfermann lebten in dem Haus um 1900 21 Personen aus drei Generationen gleichzeitig. Wenn man den früheren Wohnteil des Hauses heute betritt ist das kaum vorstellbar, dennoch ist es belegt und man kann, wenn auch schwer, die Enge der damaligen Lebensverhältnisse nachvollziehen.
Das Vieh im kleinen Stallteil des Hauses und der große angrenzenden Garten diente der Selbstversorgung.
In seiner ursprünglichen Aufteilung stellte das Haus einen kleinen Typ des ostfriesischen Gulfhauses dar. Die historische Struktur des Hauses ist auch nach der Restaurierung und Sanierung noch nachvollziehbar. Das Haus steht nicht unter Denkmalschutz, wir haben aber seinen wert erkannt und es trotzdem denkmalgerecht restauriert und saniert
Kai Nilson und Franz Scheid