Das Haus wurde von einer jüdischen Familie erbaut, die bis zur ihrer gewaltsamen Vertreibung 1942 darin lebte. Nach Vertreibung und Ermordung der Familie Speier in Ausschwitz wohnten Heimatlose und Vertriebe im Haus, bis es ab 1985 dem Verfall preisgegeben wurde. Die inneren Decken waren durch Nässeeinwirkung vom Dach gänzlich eingestürzt; bemerkenswerter Weise haben die schräg liegenden Deckenbalken dazu beigetragen, dass das Haus auf lange Zeit ausgesteift wurde und nicht zusammenbrach.

Seit 2014 kümmerte sich ein gemeinnütziger Verein mit dem Namen „Gedenkstätte Speier Haus Angenrod“ um das Haus. Durch Spenden und viel Eigenleistung des Vereins, sowie öffentlichen Zuschüssen konnte es gerettet werden, sodass seit September 2021 eine Gedenkstätte mit einer interessanten Ausstellung über das Vogelsberger Landjudentum eingerichtet wurde. In dem straßenseitigen Teil sind die eingebrochenen Decken und abgeschabten Wände belassen worden, über die man über eine steile Treppe ins Obergeschoss gelangt. Hier befinden sich ein Vortragssaal und Ausstellungen zu allgemeinen jüdischen Themen, während im Erdgeschoss die spezielle Geschichte der jüdischen Landbevölkerung im Vogelsberg behandelt wird.

Die Gedenkstätte ist durch die Einbeziehung des Hauses selbst in die interaktive Ausstellung und durch die Gestaltung der Außenanlage („Laubhütte“), die Verlegung von 6 Stolpersteinen durch G. Demnig eine leuchtendes Beispiel für den Umgang mit Erinnerungen und mit hinfälligen Häuser.

J. Michael Ruhl - Kontaktstelle Herbstein