Alte Bauernhöfe säumen die Böddenstedter Mühlenstraße. Sie sind großzügig angelegt, so wie es in vielen Orten der Lüneburger Heide üblich ist, im Ortskern ist noch viel alte Bausbstanz erhalten.

Auch das rote Fachwerkhaus auf halber Höhe der Straße wirkt so, als stünde es schon immer hier. Doch das ist nicht der Fall, das denkmalgeschützte Gebäude wurde vor etwa 30 Jahren transloziert.

Im Jahr 1975 entdeckte Horst Löbert zufällig in Engeln Nr. 20 (LK Diepholz) ein kleines, im Verfall befindliches Haus, das demnächst durch die Feuerwehr "warm abgebrochen" werden sollte und als "Schandfleck" im Dorf galt.

Löbert hatte sich schon als Jugendlicher für die verschwindenden Bauten älterer Zeiten engagiert und im "Rookhus Varrel" ein kleines Privatmuseum eingerichtet. Er erhielt das Haus "auf Abbruch" geschenkt, viele Freunde halfen und Zimmermeister Jan Hickmann aus Heiligenfelde baute das Innengerüst fachmännisch ab. Das Haus wurde zu einem Holzstapel, dessen Dach immer wieder repariert werden musste. Julius Kraft von der IgB hat beratend zur Seite gestanden, Detailbeobachtungen über die verschiedenen Arten von Holznägeln an dem Bau wurden im "Holznagel" 1/1976 dargestellt.

Das Haus Engeln Nr. 20

Im Grund- und Aufriss (Zweiständerhaus) entspricht der Bau dem Typ des "niederdeutschen Hallenhauses" mit großem Einfahrtstor zur Diele. Die geringe Größe (8,70m breit) zeigt, dass es sich um ein Häuslingshaus handelt. Errichtet wurde das kleine Haus1691 (d), bemerkenswert ist der große Wohnbereich gegenüber dem Stallbereich (Diele und Abseiten). Bereits nach zehn Jahren (1701 (i)) wurde der Stallbereich erweitert: das Haus wurde um einige Meter verlängert. Neben dem Einfahrtstor entstanden zwei Stallräume für Schweine, Ziegen und Hühner. Das Tor lag nun hinter einem "Vorschauer". Das Haus hatte nun eine Länge von 13,30m. Bemerkenswert ist, dass sowohl bei der Errichtung 1691 (Luchtbalken, Türstürze) als auch bei der Erweiterung 1701 (neuer Giebel, Knaggen) auf aufwändiges zeitgenössisches Zierwerk nicht verzichtet wurde.

1821 (d) und um 1900 erfolgten Reparaturen und Umbauten, vor allem im Wohnbereich. So wurden ein Schornstein eingebaut und die Küche in das Kammerfach verlegt.

Bewohner

Über den Bauherren des Hauses Engeln Nr, 20 – wohl ein Bauer des Dorfes – ist z.Zt. nichts bekannt. Engeln zählte 1721 32 "Feuerstellen". 1760 wohnte der Schulmeister Diedr. Valentin Saglitz in dem Haus.

Der Wiederaufbau in Böddenstedt

15 Jahre war das Haus ein Holzstapel, dessen Abdeckung immer wieder repariert werden musste. 1979 erhielt Horst Löbert nach dem Studium die Stelle eines Kreisarchäologen im Landkreis Uelzen; zu den Aufgaben gehörte auch die Leitung des 1975 gegründeten Freilichtmuseums "Museumsdorf Hösseringen – Landwirtschaftsmuseum Lüneburger Heide".

Horst Löbert war eigentlich bestrebt, in der Nähe seines Arbeitsplatzes ein altes Haus in situ zu erwerben – das Umsetzen / Translozieren ist immer nur eine Notlösung. Es fand sich aber kein geeignetes Objelt, dagegen das Grundstück einer alten Hofstelle im Ortskern von Böddenstedt. Von dem dortigen Wohnhaus waren nur noch die Fundamente erhalten, lediglich der Rest eines Schweinestalles (ohne Dach) stand noch. Hier wurde das historische Kleinbauernhaus wieder aufgebaut und gehört heute zum Böddenstedter Ortskern.