Sie sahen im Gefüge zahlreiche Hinweise auf eine insgesamt historisch wertvolle Hofanlage. Um es vor dem Untergang zu bewahren kauften Karin und Johannes Busch letzlich 2008 das Anwesen. Somit konnte eine systematische Haus- und Hofforschung beginnen. Sie sollte die ersten Vermutungen weit übertreffen.
Haus Grube ist 1517d als Vierständer-Dielenhaus von ca. 20 Mertern Länge (7 Fache) errichtet worden. Dendrochronologische Untersuchungen ergaben, dass im Haupthaus Balken von 1362d und 1427d in Zweitverwendung verbaut worden sind. Hof Grube beherbergt das älteste derzeit bekannte Bauernhaus dieser Bauart und für Westfalen das älteste bekannte Bauernhausgerüst. Doch der Hof ist noch älter, wie Keramikscherben aus dem 11. und 12. Jahrhundert sowie die urkundliche Erwähnung 1253 als „Grubinchus“ zeigen. Ein Depotfund 2010 im Bereich der Diele im Vorgängerbau von 1362d und ein Pferdeskelett (13. Jh.) belegen, dass die Geschichte der Gräftenhofanlage selbst bis ins hohe Mittelalter zurückreicht. Alle baulichen Entwicklungen der Anlage sind über diesen Zeitraum nachvollziehbar. Auch die drei erlebbaren Brunnenanlagen, fünf Verlängerungen und baulichen Zeitentwicklungen, die allerdings den Kernbau nicht gravierend veränderten. Seit 1923 präsentiert sich die heute denkmalgeschützte Anlage mit dem Hallenhaus im münsterländischem Typ von 12 Fachen Länge. Der Speicher ist von 1823 und die Gräfte orientiert sich in ihrer heutigen Form am Urkataster von 1827.
Bei allen Maßnahmen der Instandsetzung und Revitalisierung verfolgte Familie Busch die Maxime, umfassend, akribisch und konsequent denkmalgerechte Grundsätze umzusetzen. Das Ergebnis ist ein archäologisch, baugeschichtlich und archivalisch so außergewöhnlich gut erforschtes Baudenkmal, dass das LWL-Amt für Denkmalpflege 2012 Hof Grube bescheinigte, „zu einem der wissenschaftlich bedeutendsten Bauernhäuser im deutschen Sprachraum zu gehören“. Heute ist er eine besondere kulturelle Adresse des Münsterlandes. Mit der 2020 begonnenen Erweiterung, dem Wiederaufbau einer translozierten Durchfahrtsscheune aus dem 19. Jh., wird das Baudenkmal noch intensiver als Gräftenhofanlage wahrnehmbar sein. Das macht es leichter, Hof Grube zu didaktisieren, d.h. zu einem faszinierenden Erinnerungs- und Lernort und damit zu einem Teil regionaler Geschichtskultur zu machen.
Karin und Johannes Busch haben sich bewusst für diesen Weg und die damit verbundenen Herausforderungen entschieden. Hof Grube ist für sie eine neue Heimat, nachdem sie zuvor ebenfalls über viele Jahre einen weiteren Gräftenhof im Osten Lüdinghausens renoviert hatten. Gerne öffnen sie gelegentlich den Hof für die Öffentlichkeit, um das bau- und kulturgeschichtliche Erbe eines münsterländischen Gräftenhofes zu vermitteln. Aus der Überzeugung, über das Beispiel Hof Grube die Gesellschaft für den Erhalt historischer und natürlicher Landschaften und Bauwerke sensibilisieren zu können, wurde die Hofstelle zur IgB Außenstelle Münsterland und auch auf ihre Initiative hin wurde 2017 hier das Zentrum für historische ländliche Baukultur im Münsterland e. V. gegründet.
Busch, J. / Schröer, L.
(Hrsg.): Bauernhof – Ruine – Baudenkmal. Hof
Grube in Lüdinghausen-Seppenrade. Raumspuren und Zeitmomente aus tausend Jahren, Lage 2017
Stiewe, H. "Von Wasser umgeben". Gräftenhöfe in Westfalen, Der Holznagel - Zeitschrift der Interessengemeinschaft Bauernhaus 4/2018, S. 20ff
Winters, R.: "Ist die
Revitalisierung historischer Bauernhäuser/-höfe eine Alternative zum Neubau?“, Abschlussarbeit
zur Erlangung des Grades Master of Arts an der EBZ Business School, Bochum 2019