Emailleschild am Haus einer IgB-Kontaktstelle © Interessengemeinschaft Bauernhaus

Kontaktstelle Mömlingen

Schon lange hatten wir eine Leidenschaft für alte Häuser entwickelt. Wir suchten bereits über zwei Jahre nach einem passenden Objekt und fanden schließlich völlig unerwartet unser neues Zuhause direkt vor der Haustüre im eigenen Ort. Nie wären wir auf die Idee gekommen, dass dieses heruntergekommene Anwesen einmal unseren Traum erfüllen sollte. Von der Straße aus war von dem heutigen Charme des Hauses mit Scheune und Nebengebäuden damals nichts zu spüren.

Erst als bereits der Abriss des Hauses begann, wurde Nadine beim Spazierengehen mit unserem kleinen Sohn Leon darauf aufmerksam, und bei einer ersten Besichtigung fühlten wir, dass wir wohl das gefunden hatten, wonach wir lange suchten: Ein traufständiges Wohnhaus mit Ursprung 1756 und geschlossenem Innenhof, umrahmt von Nebengebäuden und Scheune. Es brauchte einiges an Überzeugungsarbeit beim damaligen Eigentümer, das Anwesen nicht abzureißen und stattdessen an uns zu verkaufen.

Es folgten intensive fünf Jahre der Sanierung. Wir informierten uns in zahlreichen Foren, durchkämmten Bücher, besuchten Baustellen von Gleichgesinnten und erwarben uns so das nötige Wissen und Selbstvertrauen, um die vielen Aufgaben zu bewältigen. Auch wenn wir sehr viele Gewerke in Eigenleistung erbracht haben, war es aber auch ganz wichtig und hilfreich, die richtigen Handwerker für die Arbeiten an Fachwerk, Mauerwerk, Fenster, Putz, Innenausbau usw. … zu finden. Diese standen dann mit Erfahrung, Rat und Tat zur Seite. Zum Glück konnten wir außerdem auf unsere Familien und Freunde zählen.

August 2008 - gerade noch rechtzeitig den Abriss gestoppt: Am nächsten Tag wäre das Dach abgedeckt worden. Mit Stützwänden wurde zwischenzeitlich die Außenwand während der Straßenbauarbeiten gegen Einsturz gesichert. ©Interessengemeinschaft Bauernhaus, Giegerich
November 2013 - nach der Sanierung: Der straßenseitige Giebel wurde auch aus statischen Gründen wieder errichtet. ©Interessengemeinschaft Bauernhaus, Giegerich
Zum Glück lagerte noch langstieliges Stroh in der Scheune: So konnten wir die Lehmwickel selbst herstellen. ©Interessengemeinschaft Bauernhaus, Giegerich

Mit dem Netzwerk der IgB hätten wir sicherlich auch einen starken Verbündeten gehabt, die immer wieder auftretenden Fragen zur Sanierung zu beantworten. Leider hatten wir damals noch keinen Kontakt – dies sollte noch ein paar Jahre dauern.

Inzwischen wohnen wir bereits seit knapp zehn Jahren hier, es gibt immer wieder noch etwas zu tun – insbesondere die Nebengebäude werden nach und nach auf Vordermann gebracht. Wir fühlen uns sehr wohl in unserem Nest mit Charme und Geschichte.

Immer wieder haben wir uns für die Sanierung von weiteren alten Häusern eingesetzt. Nicht immer von Erfolg gekrönt. Zuletzt, als wir wieder um den Erhalt eines kompletten ehrwürdigen Anwesens kämpften, kam der Kontakt zur IgB zustande. In der ausweglosen Situation, in der wir uns befanden, war es eine Wohltat und starke Stütze, mit Menschen zu sprechen, die ähnlich dachten wie wir. Endlich jemand, der einen versteht und genau wie wir den tatsächlichen Wert dieses ortstypischen und geschichtsträchtigen Bauerngehöftes erkennt. Wir waren nicht mehr alleine mit unseren Ansichten und konnten so gestärkt für den Erhalt des Anwesens kämpfen. Leider hat der Kampf nicht den gewünschten Erfolg gebracht.

Das Anwesen ist heute weitgehend zerstört und fällt dem profitorientierten, völlig überdimensionierten Bau eines Investors zum Opfer. Dieser Bau entsteht nun im Wesentlichen auf einer dahinter liegenden, damals noch unbebauten Fläche und der Bauernhof wird als Zufahrt und Parkplatz entwertet. Von der regionaltypischen Scheune mit Rundbogen und Gewölbekeller bleiben nur noch Mauerreste übrig. Immerhin haben wir erreicht, dass das Scheunendach wieder errichtet werden muss, so dass das städtebaulich wertvolle Strukturelement des Scheunengürtels wenigstens ansatzweise erhalten bleibt. Nach dem letzten Stand des extra hierfür erstellten, vorhabenbezogenen Bebauungsplanes soll außerdem das giebelständige Fachwerkhaus erhalten bleiben. Was genau am Ende davon übrig bleibt, wird die Zeit noch zeigen.

Rückansicht vor Sanierungsbeginn: Zementputz auf Streckmetall ©Interessengemeinschaft Bauernhaus, Giegerich
Rückansicht heute: Lärchenschindeln und zusätzliche Schleppgaube ©Interessengemeinschaft Bauernhaus, Giegerich
Auf der Baustelle groß geworden - unser Sohn Leon: hier beim ersten Farbanstrich vor dem Verputzen der Gefache. ©Interessengemeinschaft Bauernhaus, Giegerich

Es tut weh, wenn mitten im Ortskern noch die wenigen verbliebenen, nicht sanierten historischen Anwesen abgerissen und durch nichtssagende Neubauten ersetzt werden. Vielleicht dienen die Anstrengungen jedoch dazu, immer mehr ein Bewusstsein für den Wert unseres kulturellen Erbes zu schaffen und so die Sanierung des nächsten bedrohten Hauses zu ermöglichen.

Mit den inzwischen umfangreichen Erfahrungen wollen wir nun Anlaufstelle sein für alle, die selbst ein altes Haus fachgerecht sanieren möchten und auch für die, die sich für den Erhalt alter Häuser einsetzen.

Die IgB bringt es auf den Punkt: „Wir lieben alte Häuser!“

Kontakt

Nadine und Christoph Giegerich

63853 Mömlingen

Telefon: 06022 687007

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Noch mal ein schneller Blick durch das Gefach, bevor der letzte Lehmstein sitzt ©Interessengemeinschaft Bauernhaus, Giegerich
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