Auf der Suche nach einem
Haus bin ich nach Obercunnersdorf gekommen. Der Denkmalort, der
2021 sein 800-jähriges Jubiläum feiert, hatte es mir sofort
angetan. Was für ein schöner und gediegener Ort! Trotz einigen
Leerstandes und des ziemlich offensichtlichem Sanierungsbedarfes an
einem (damals noch nicht meinem) Umgebindehaus, genau zwischen
Barockkirche und Viadukt, war ich sofort begeistert und bin es bis zum
heutigen Tage.
Dass die anstehende Sanierung nicht einfach werden
würde – wenn auch nicht in welchem Ausmaß – war von Anfang an klar und
dennoch möchte ich die dabei gemachten Erfahrungen nicht missen. Ich
erhielt einen exklusiven Einblick in das Leben vergangener Jahrhunderte
und lernte einiges über nachhaltiges Sanieren und ökologisches Bauen.
Darüber hinaus war es mir möglich, mir mit einer denkmalgerechten
Sanierung ein „authentisches“ Heim in einem weit über 300 Jahre
zählenden, historisch wertvollen Bestandsbau zu schaffen. Insofern
empfinde ich es als Privileg, dass ich neben beruflicher Selbständigkeit
immer wieder Zeit für die Arbeit an meinem „Häusl“ aufbringen konnte.
Dass ich für die gründliche Sanierung des Gebäudes den Deutschen
Fachwerkpreis erhielt, hat mich natürlich sehr gefreut. Meinen
Großvater, einen Zimmermann, hätte es sicher ungemein gefreut. Er war
der Erste, der mir als Kind erklärt hatte, was ein Umgebindehaus ist,
nämlich „drei Häuser unter einem Dach. Ein Blockhaus und ein Steinhaus
im Erdgeschoss und ein – manchmal verschiefertes – Fachwerkhaus im
Obergeschoss.“
Auch, wenn das Umgebinde sehr gefährdet ist, Block-
und Lehmbau an sich scheinen nicht vor dem endgültigem AUS zu stehen.
Der Umgang mit den endlichen Rohstoffen unseres Planeten spricht dafür,
dass wir es beim Umgebindehaus nicht nur mit einem liebenswertem Kleinod
der Vergangenheit, sondern auch mit einem Wegweiser für zukünftiges
Bauen zu tun haben. In dieser Hinsicht sind „Umgebindehäusler“ wie auch
„Fachwerker“ nicht die Letzten von gestern, sondern die Ersten von
morgen. Schon aus diesem Grund sollte man sich in Zukunft auf sie und
ihre Erfahrungen besinnen. Viele von Ihnen sind schon lange Mitglieder
in der IgB. Und auch ich freue mich, mit ihnen in der IgB ein
Qualitätsforum für tradiertes Bauen gefunden zu haben.
Als
Kontaktstelle im Denkmalort Obercunnersdorf empfinde ich es als
Privileg, die Anliegen der IgB vortragen zu können, aber auch Anregungen
aufnehmen zu dürfen. Die Erfahrung zeigt, dass man mit jedem Gespräch
eine neue Sichtweise kennen lernt. Oder anders: Es lohnt sich in Kontakt
zu kommen.