Früher waren alle Gebäude Teile der Landschaft. Der Zimmermann war oft der Baumeister. Alle Materialien kamen aus der Region: Eichenholz für das Hausgerüst, insbesondere bei Fachwerkbauten, Lehm für Wände, Fußböden und Decken und später zur Herstellung von Backstein. Für das Dach wurden Stroh oder Reet, Ziegelsteine, Schiefer oder auch Buntsandsteinplatten verwendet. Schlichtheit und Bescheidenheit sowie Ausgewogenheit zeugen vom Gespür und Können der Handwerker. Mit dem Einzug von industriell gefertigten Bauteilen ging oftmals das Gefühl für die richtige Proportion, die Bedeutung des Details und das Zusammenspiel der Materialien verloren. Alles ist möglich - und man macht gerne Gebrauch davon.
Im Rahmen von Sanierung und Umbau geht es selbstverständlich darum, neuen Standards und Lebensverhältnissen gerecht zu werden. Dabei sollten aber die Charakteristik von Bauweise und Material, von Architektur und Erscheinungsbild erhalten bleiben, auch mit den Spuren der Geschichte, die das Gebäude ausmachen. Nur dann bleibt es als Teil seiner Kulturlandschaft ein Zeugnis von deren Geschichte.
Unter der Sanierung eines alten Hauses versteht man die Instandsetzung und Reparatur der originalen Bausubstanz, wo nötig deren Ergänzung, den Einbau eines adäquaten Heizsystems, ggf. eine nachträgliche Dämmung sowie die Anpassung an den gewünschten Wohnkomfort. Hierbei ist es wichtig, gute Kompromisse zwischen historischer Wertschätzung und geschichtlicher Aussage eines Objektes sowie den Bedürfnissen der Eigentümer zu finden. Diese Entscheidungsfindung wird für jedes Projekt individuell verlaufen.
Lesen Sie hier einen Artikel von Jan Leseberg aus dem Jahr 1997 zum Thema „Die Praxis der Bauwerkserhaltung“. Marlies Meyer berichtet im Holznagel 2/2019 über die Sanierung eines Jurahauses in Eichstätt. Ihre Erfahrungen mit der Rettung eines Bauernhauses in Pfullingen fasst Brigitte Stöttner im Holznagel 5/2021 zusammen. Hier finden Sie einen Artikel über "Das Umgebindehaus und die Digitalisierung" von Thomas Worbs.