Nordrhein-Westfalen
Windheim No2
32469 Petershagen/Weser OT Windheim
Dreiständer-Hallenhaus
Baujahr: 1701
Im Jahr 1998 fiel engagierten Bauernhausfreunden der begonnene Abriss des mächtigen Drei- Ständer-Hauses in einem stillen Winkel des Ortskerns auf. Es sollte Einfamilienhäusern Platz machen. Die zu diesem Zeitpunkt gültige Abrissgenehmigung war erst durch die nachlässige Arbeit von Stadt und Kreis ermöglicht worden.
Es begann ein sich über ein Jahr spannendes Tauziehen vor Ort, der Presse und des Fernsehens, bis der inzwischen gegründete Verein „Denk-mal!Windheim №2“ sich durchsetzen konnte. Das Gebäude musste eigens vom Verein erworben werden. Zwar konnte finanzielle Unterstützung eingeworben werden, doch die Vereinsmitglieder mussten sich stark engagieren. Schließlich gelang es, die Nordrhein-Westfalen-Stiftung Natur.Heimat.Kultur für das Projekt zu gewinnen, die erhebliche Mittel zur Verfügung stellte. Sie wollte ihrem Engagement für die damals letzten Weißstörche NRWs einen Ort geben. Hierfür war der seltene, überwiegend noch bauzeitlich erhaltene Fachwerkbau in einem Storchendorf an der Weser bestens geeignet, zumal bis um 1870 Störche auf dem Wirtschaftsgiebel genistet hatten. Was wollte man mehr?
Der Verein arbeitete eng mit der IgB, dem Aktionskomitee „Rettet die Weißstörche im Kreis Minden-Lübbecke“ und der NRW-Stiftung zusammen und konnte das Denkmal 2004 der Öffentlichkeit zugänglich machen. 2005 eröffnete das Westfälische Storchenmuseum auf dem ca. 200qm großen Dachboden. Im Verbund mit dem Cafe №2 auf der Diele ist es ein attraktives Ziel für Denkmal-, Storchen- und Naturfreunde geworden. Die von der Stadt ausgewiesene „Storchenroute“ sowie eine Alternativstrecke des Weserradwegs führen heute direkt über das Hofgrundstück. Zahlreiche Kulturveranstaltungen, Konzerte und Kinoabende finden auf der Diele oder der großen Hoffläche statt. Sie geben dem Vereinsuntertitel „ für Bauwerkserhalt, Umwelt- und Kulturpflege“ Leben.
Baulich
entstand das Hauptgebäude in der Übergangszeit von der Zwei-zur
Vierständerbauweise um 1700 (+/-) in einem Korridor zwischen
Westfalen und Niedersachsen. Zusätzlich ist eine große
Doppelscheune erhalten. Ein Regionaltypisches Backhaus (Backspeicher)
konnte transloziert werden und steht kurz vor der Einweihung mit
einem vereinsorganisierten Backbetrieb.
Heute ist die Hofstätte Windheim №2 unter denkmalpflegerische und bauökologisch anspruchsvollen Vorgaben restauriert, eine Werbung für den Denkmalschutz auf dem Lande.
Am Bekanntwerden des Hauses №2 weit über die Region hinaus hatte die IgB wesentlichen Anteil. Ihr Gründer Julius W. Kraft (verstorben 2008) besuchte es noch 1999 zu Beginn der Restaurierung.
2022 erschien in der Reihe „Westfälische-Kunststätten“ eine ausführliche monographische Aufarbeitung der Geschichte und der Baulichkeit von „№2“, der ehemals steuerlich zweitstärksten Hofstätte Windheims.
Alfons
Rolf Bense