Es ergab sich, dass sich unsere Kinder mit ihren Familien im Laufe der Jahre im weiteren Umfeld dieses Gebietes beruflich etabliert hatten. Nach einem Jahr intensiver Suche im nördlichen Baden-Württemberg nach unter Denkmalschutz stehenden Häusern und vielen Ortsterminen fanden wir im Stadtbezirk Eppingen, einem Mittelzentrum dieser Region mit ca. 24.000 Einwohnern, ein unbewohntes, renovierungsbedürftiges Weinbauernhaus, das von der Lage und Größe her unseren Vorstellungen entsprach. Das Haus liegt im ältesten Teil des Ortes, der verlängerten Pfarrgasse, an der die im 13. Jahrhundert erbaute Ortskirche liegt. Im frühen Mittelalter war sie eine Überlandstraße - vom Neckar kommend zum Rhein hin.
Der letzte Besitzer, ein Bauer im Nebenerwerb, dessen Familie seit 1875 dort lebte, verstarb Anfang des 20. Jahrhunderts, und seine Nachkommen verkauften das Anwesen. Der neue Besitzer versuchte sich erfolglos mit der Renovierung, und verkaufte nach zwei Jahren an einen Nachbarn, der mit neuen Umbaumaßnahmen das Anwesen bewohnbar machen wollte. Dieser gab nach drei Jahren auf und ließ die Immobilie zum Verkauf ins Internet stellen. Dort entdeckten wir im Juni 2018 das Angebot. Der Makler sprach von weiteren Interessenten, die sich schon länger mit dem Erwerb dieses Objektes befassten, sich jedoch zum Kauf noch nicht entscheiden konnten.
Der letzte Besitzer, ein Bauer im Nebenerwerb, dessen Familie seit 1875 dort lebte, verstarb Anfang des 20. Jahrhunderts, und seine Nachkommen verkauften das Anwesen. Der neue Besitzer versuchte sich erfolglos mit der Renovierung, und verkaufte nach zwei Jahren an einen Nachbarn, der mit neuen Umbaumaßnahmen das Anwesen bewohnbar machen wollte. Dieser gab nach drei Jahren auf und ließ die Immobilie zum Verkauf ins Internet stellen. Dort entdeckten wir im Juni 2018 das Angebot. Der Makler sprach von weiteren Interessenten, die sich schon länger mit dem Erwerb dieses Objektes befassten, sich jedoch zum Kauf noch nicht entscheiden konnten.
So fuhren wir kurz entschlossen 800 km dorthin, um uns das Haus vor Ort anzuschauen. Nach kurzer Besichtigung waren wir uns einig, dieses Anwesen zu kaufen, obwohl wir wussten, dabei ein gehöriges Risiko einzugehen. Was wir letztendlich bezahlten, war nur der Wert des Grundstücks, da die Gebäude als Rohbauten als wertlos betrachtet wurden. Aber nicht für uns, denn wir schätzten die noch vorhandene historische Bausubstanz als reizvoll und erhaltenswert ein.
Der ehemals aus wirtschaftlichen Erfordernissen wichtige Innenhof zwischen Wohnhaus und Scheune war nach Abschaffung der Tierhaltung in den 1950er Jahren überbaut worden, um eine damals notwendige Werkhalle zu schaffen. Ein Teil des Daches wurde von der ersten Etage des Haupthauses als Dachterrasse genutzt. Uns war während der Besichtigung klar, dass der Innenhof wieder zurückgebaut werden musste.
ln der denkmalrechtlichen Genehmigung wurde festgelegt, welche Vorgaben wir bei den verschiedenen Gewerken zu beachten hatten. Wir fanden ein Abbruchunternehmen, mit dem wir innerhalb einer Woche im September 2018 den Innenhof von sämtlichen Bauobjekten der Neuzeit befreiten. Die Oberfläche wurde bis auf die nackte Erde freigelegt. So zeigte sich nun auch, die stattliche Rückseite des Wohnhauses und die Vorderseite der Scheune, die beide durch die Halle verdeckt waren.
Als Erstes wurde das Dach des Wohnhauses mit Beihölzern (Bohlen) nach Bedarf verstärkt und neu gedeckt. Durch die notwendige Einrüstung des Hauses konnten wir feststellen, dass unter dem Verputz im Sockelgeschoss Sandstein sichtbar wurde, und das Obergeschoss aus Eichenfachwerk bestand. Die Ausmauerung erfolgte, wie damals in dieser Gegend üblich, mit Naturstein. Bei der Freilegung kam zur Überraschung aller - insbesondere der Denkmalbehörde - eine intakte Inschrift auf einem (Bund-)Ständer der Straßenseite zu Tage, die Erbauer und Bauzeit angab.
Außerdem entdeckten wir über der Toreinfahrt ein zugemauertes Fenster im Fachwerk, das wieder geöffnet wurde. Die neuen Fenster wurden in Absprache mit der Unteren Denkmalbehörde von einem Fachbetrieb entsprechend gefertigt. Auf der Hofseite mussten verrottete Fachwerkteile durch neue Balken ersetzt werden. Dabei wurde die ursprüngliche Fenster- und Türgliederung wieder hergestellt.
Im Wesentlichen blieb der Grundriss des Hauses und die Innenraumaufteilung unangetastet. Es ging im Innenbereich letztlich um eine denkmalgerechte Wärmedämmung, denn als Heizung wurde von der Kommune eine Wärmepumpe gefordert. Die Dachbodendecke aus Lehmwickel bekam eine zusätzliche, 20 cm dicke
Dämmung aus Flachs. Darüber entstand ein neuer Laufboden.
Die Außenwände im Ober- und Erdgeschoss wurden mit Gellco-Kork-Lehmprodukten gedämmt. Im Erdgeschoss wurde eine Fußbodenheizung über den Decken der beiden Gewölbekeller eingebaut. Im Obergeschoss kam aufgrund der niedrigeren Deckenhöhe lediglich eine Deckenheizung in Frage. Da wir u.a. die historischen Lamperien erhalten wollten, war eine Wandheizung indiskutabel. Alle Innenräume erhielten Lehmputz und die Außenwände wurden mit einem Kalkputz (Gräfix) versehen.
Im April 2019 erfolgte der Einzug in ein noch nicht ganz fertiges Haus. Ende 2020 war die Renovierung beendet. Der Innenhof ist zu einem kleinen Garten geworden, der Stall der Scheune wurde zu einem Keramikatelier ausgebaut und die Tenne der Scheune ist Abstellplatz für Fahrzeuge. Der obere Scheunenteil mit neuem Laufboden ist Werkstatt.
Der Hauseingang befindet sich in regionaltypischer Tradition in der Hofdurchfahrt, sodass ein Regenschutz bei Ein- und Ausgang besteht. Zum Schluss haben wir das Hoftor aus der Erbauungszeit restauriert. Es dreht sich noch auf Eisenpfannen, die in den Naturstein des Torgewändes eingelassen sind. An der Oberseite des Bogens sind die Hauptwerkzeuge eines Weingärtners plastisch dargestellt und an der Seite ist eine Ritzzeichnung (Rind) sichtbar.
Das Risiko des spontanen Entschlusses zum Kauf hat sich durch mehrere glückliche Umstände in Wohlgefallen aufgelöst. Unser Wagnis ist zu einem guten Ende gekommen.
Das Ehepaar Christoff Röhm und Maria Röhm-Wolf ist seit 2001 IgB-Mitglied und hat bereits von 1996-1999 ein Hohenloher Bauernhaus im Raum Schäbisch Hall aus dem Jahr 1771 restauriert (s. Holznagel 4/2003). Ebenfalls haben sie im Zeitraum von 2004 bis 2011 zwei Stadthäuser von 1620 und 1771 in Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern) restauriert (s. Holznagel 4/2017).