Das Gebäude steht seit 1986 unter Denkmalschutz. Interessenten empfanden nicht nur den Denkmalschutz als Problem. Auch die Lage an der Straße, die Raumhöhen, die vielen Schäden durch Wasser, Zement und ausgebliebener Instandhaltung machten es schwierig, einen Käufer zu finden. Zudem bietet das kleine Dorf Möhler weder Stadtwasser noch Erdgas und die Bushaltestelle ist nur für den Schulbus da. Vor einigen Jahren erwarben die IgB’ler Ulla Grünewald und Wolf Bredow das Gebäude.
Das Gefüge des Hauses war eigentlich als Mitteldeelenhaus geplant oder vielleicht sogar vorgenutzt. Kerben in den Deckenbalken weisen darauf hin. Im Jahre 1852 wurde es jedoch in anderer Form, nämlich mit hohem, schmalen Mittelflur und der Deele außen im rechten Hausteil, auf dem Grundstück „Frielings Garten" wiederaufgestellt. So blieb nun ein etwas breiterer Teil von allerdings auch nur ca. 3 m Breite für die Kammern im linken Hausteil zur Verfügung. Es ist zu vermuten, dass der Bauherr 1852 die Kühe nicht mehr in den Kochtopf schauen lassen wollte, auch wenn Kühe tatsächlich noch bis in die 1950er-Jahre auf der Deele untergebracht waren. Ein Köttersohn, Franz Pietig der Erste, von Beruf Maler und Glaser, erfand hier für sich und seine Familie praktisch das moderne Wohnen. Haus „Pietig“ kann somit sicherlich als ein Haus des Überganges bezeichnet werden.
Doch nur eine gute Nutzung rettet ein Denkmal langfristig und so war ein Konzept zu finden. Um das Haus zu beleben, wurde der Plan gefasst, das Haus an mehrere Bewohner zu vermieten. Eine waagrechte Teilung in Untergeschoss und Obergeschoss, wie es oft üblich ist, kam wegen des Trittschallproblems und der unterschiedlichen Raumhöhen nicht in Frage. Im Zuge von Aufräumarbeiten zur Vorbereitung der Sanierung lernten die neuen Eigentümer ihr Haus sehr gut kennen. Mit diesem Wissen entstand die Idee, es senkrecht in drei kleine Wohneinheiten aufzuteilen. Namen dafür waren schnell gefunden: Amsel, Spatz und Schwalbe. Unten entstanden Wohn- und Flurbereiche, Wohnzimmer und Bäder. Oben wurden Emporen und Schlafnester geplant. Einen Nachteil barg diese Aufteilung: zur Erschließung des Obergeschosses wurden zwei neue Treppen nötig. Allerdings können mit diesem Konzept die hohen Raumhöhen in den Wohnungen Amsel und Schwalbe weiterhin erfahrbar bleiben.
Das Haus liegt an einer befahrenen Straße im Zentrum von Möhler. Tagsüber ist es hier nicht ruhig. Direkt gegenüber dem Deelentor mündet der Bischofskamp (die ehemalige alte Verbindungsstraße zwischen Herzebrock und Oelde) auf die Kapellenstraße. Würde man ein modernes Deelentor mit Glas einbauen, hätte man oft das Gefühl, dass die Autos, die vom Bischofskamp auf die Kapellenstraße abbiegen, direkt in die Deele fahren und abends in diese hineinleuchten. Deshalb wird hier eine möblierte Wohnung für Berufspendler entstehen. Abends und nachts ist es im Ort ruhig, und zum Feierabend kann der nach Südwesten ausgerichtete Garten genutzt werden.
Die Deelenwohnung „Schwalbe“ bekommt einen Eingang durch die ehemalige Speisekammer. In der Deele soll eine Glaswand mit Flügeltor hinter das alte Tor gesetzt werden, so dass dieses original erhalten bleibt. Öffnet man die oberen zwei Flügel des Tores, kommt Licht hinein und die Autos und die Straße sind nicht zu sehen. Insgesamt soll der Eindruck einer Deele erhalten bleiben. Auch von hier aus wird es einen Austritt in den Garten mit kleiner Terrasse geben.
Gegen das Hochwasser soll das Haus mit einer Lage Schaumglasschotter sowie Kalkestrich mit Fußbodenheizung und Fliesen gewappnet werden. Dazu wurden die Räume von Hand vorsichtig ausgekoffert und mit einer Lage Schaumglasschotter gefüllt. Die Holzfaserplatten an den Außenwänden sind erst ab einer hoffentlich hochwasserfreien Zone angebracht. Darunter wird mit einem Material, welches Wasser widersteht, gedämmt. In Hitzacker an der Elbe hat sich das System von Christoph Luther-Mosebach bewährt. In derart präparierten Häusern braucht die Trocknung nach dem Hochwasser nicht lange. Ein Neuanstrich sollte reichen.
Als Dämmmaterial werden Schaumglasschotter für den Boden, Lehm und Holzfaserplatten für die Wände und 20 bis 25 cm Steinwolle auf dem der Dachboden eingesetzt. Die alten Fenster wurden mit dünnem Isolierglas aufgearbeitet, ein bleiverglastes Fenster wurde restauriert. Die Fenster sind unterschiedlich alt, auch sie erzählen eine Entwicklungsgeschichte.
Das Haus hatte vor der Sanierung eine mit Kohle betriebene Schwerkraftheizung. Diese war nicht erhaltenswert und wurde demontiert. Die neue Heizungsanlage, ein Pellet-Brenner mit Heizkessel und Pellet-Bunker, wird im Stall nebenan untergebracht. So können die drei Wohnungen mit regenerativer Energie versorgt werden. Dieser Umstieg wird derzeit in NRW mit mehr als 50 % gefördert. In der Werkstatt wurde auf dem Schaumglasschotter bereits eine Fußbodenheizung installiert.
2020 erhielten Ulla Grünewald und Wolf Bredow den Preis "Scheinbar unscheinbar" der Stiftung kleines Bürgerhaus. Die treuhänderische Stiftung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz würdigt mit der Auszeichnung herausragende Leistungen zur Erhaltung, Erforschung und Vermittlung „Kleiner Bürgerhäuser“. Dr. Fred Kaspar, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kleines Bürgerhaus begründet die Entscheidung der Jury: „Mit dem Preis wollen wir darauf aufmerksam machen, welchen herausragenden Beitrag Privatpersonen für den Erhalt eines historischen Gebäudes leisten können.“