Bereits der preußische Urhandriss zeigt 1827/28 den Hof mit zwei Vorgängerbauten und noch zwei benachbarten Stätten. Die Entstehungszeit der Höfe ist nicht bekannt. Im Jahr 2011 erwarben Christine und Harald Walker das Anwesen und bauen es seither für private Wohnnutzung aus.
Das heute noch bestehende, 1875 datierte Haupthaus weist eine Reihe interessanter Details auf. Einerseits zeigt es die charakteristischen Elemente eines traditionellen 4-Ständer-Fachhallenhauses der Region. Zu nennen sind hier die Mittellängsdiele mit anschließendem Kammerfach und darüber befindlichem Kornboden, das Eichenfachwerk mit den aussteifenden Streben und Kopfbändern oder das Kehlbalkendach mit seinen Steckwalmen und den Geckpfählen an beiden Giebeln. Andererseits finden sich verschiedene innovative Veränderungen des traditionellen Gebäudekonzeptes, die schließlich im Ziegelziermauerwerksbau der Bauernhäuser der Region münden. So wird das Erdgeschoß des Kammerfachgiebels bereits komplett aus Ziegeln anstatt in Fachwerk gebaut. Die Feuerstelle liegt nicht mehr im Flett, sondern wird in einer separaten Küche, die halb ins Kammerfach reicht, mit Rauchhaube und Schornstein errichtet. Diese Küche erhält eine großzügige Belichtung durch zwei bleiverglaste Fensterelemente. Wegen des dort befindlichen Waschortes mit dem Spülstein wurde das feuchtigkeitsgefährdete Außenwandfachwerk in diesem Bereich auf einen erhöhten Ziegelsockel gestellt. Das Flett, das in seiner klassischen Form durch die separate Küche nicht mehr notwendig ist, entfällt. Die beiden Luchten verkümmern zu schmalen Fluren zur Erschließung der Außentüren in den Traufwänden und der Treppe zum Kornboden. Dennoch werden sie in Erinnerung an den traditionellen Luchtbalken durch verbreiterte und von Knaggen unterstützte Riegel besonders betont.
Das Fachwerk wird nicht mehr im gebundenen System abgezimmert, bei dem Sparren, Deckenbalken und die sie tragenden Wandständer jeweils in einer Achse stehen. Die Position der Wandständer nimmt auf die Lage der Deckenbalken keine Rücksicht mehr. Um die Diele dennoch mit den traditionell üblichen, dekorativen Kopfbändern ausstatten zu können, werden bei fehlenden Wandständern in der obersten Gefachreihe in der Achse der Deckenbalken kurze Beistiele eingefügt, in die die Kopfbänder eingezapft sind. Eine weitere moderne Änderung des traditionellen Hauskonzeptes stellt die Schaffung zusätzlicher Kammern in den Abseiten dar.
Besondere Beachtung verdient die Eindeckung des Hauses mit Krempziegeln, die früher weit verbreitet waren, inzwischen aber nur noch sehr selten anzutreffen sind. Gleiches gilt auch für die beiden Geckpfähle, die, wenn auch beschädigt, am Haus noch original erhalten sind. Damit überliefern sie Konstruktion und Gestaltung dieses regional sehr unterschiedlich erstellten Schmuckelementes für die Zeit um 1875 im Raum Bierde.
Wenn Sie mehr wissen möchten, schauen Sie gerne hier auf die Seite "Thiemanns Hof".
Text: Wolfgang Riesner