Auf der Grundlage eines verformungsgerechten Aufmaßes erfolgte die Planung, für die ein substanzschonender Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz im Mittelpunkt stand. Nebenbei begannen die Bauherren in dieser Zeit damit, das Haus zu entrümpeln und Schäden zu analysieren.
Die ursprüngliche Nutzung des Fachwerkgebäudes Koppengasse 1 ist unklar. 1474 errichtet, könnte es als Scheune bzw. als bewohnbare Scheune gedient haben. Ein Scheunentor an der Stelle der jetzigen Haustüre ist archivalisch und durch ein altes Gemälde (um 1900) belegt. Auch die Raumhöhe im Erdgeschoss mit ca. drei Metern und das Fehlen von Spuren einer Stallnutzung lässt auf eine Scheune schließen. Das Obergeschoss weist allerdings durchaus auf eine ursprüngliche Wohnnutzung hin. Insbesondere ein kleiner, wahrscheinlich bauzeitlicher Raum scheint eine Küche gewesen zu sein. Der darin befindliche Aufsatzkamin allerdings stammt aus dem späten 19. Jh. Interessant, und auf eine Wohnnutzung deutend, ist auch eine sogenannte „Hoflaube“. Archivalisch belegt und auch in Spuren am Gebäude nachweisbar ist eine über die gesamte rückwärtige Hausbreite verlaufende und etwa zwei Meter eingezogene Laube. Die Umfassung wurde später zugemauert und bildet heute die Außenmauer.
1906 wurde im Erdgeschoss ein Ladengeschäft eingebaut. Das oben
erwähnte Scheunentor wurde entfernt, aus der ehemaligen Tenne wurde
durch Einbau einer Längswand ein schmaler Seitenflur. Die Fassade
erhielt den bis heute erhaltenen und wieder restaurierten Ladeneinbau
und daneben die Haustür. Wegen eines durch
Blitzeinschlag verursachten Brandes im Jahr 1951 wurde der Dachstuhl
fast
vollständig zerstört. Durch den Löschwassereintrag wurden auch die
Boden- und
Deckenbeläge größtenteils unbrauchbar und in der Folge baute man dann
zeittypische
Materialien wie zementgebundene „Sauerkrautplatten“, schmale Nut- und
Federbretter und Linoleum-Imitation auf Basis von Bitumenpappe, sog.
Stragula,
ein. Diese Materialien wurden im Rahmen der
Instandsetzung entfernt und durch Material und Konstruktionen ersetzt,
die dem
Vorzustand, soweit nachvollziehbar, entsprachen.
Ein skurriles Detail befindet sich an der westlichen Traufwand: Dort befinden sich an zwei historischen Fenstern aus der Zeit um 1800 Fensterläden. Allerdings wurde das Nachbarhaus, das bereits schon im Urkataster von 1808-1864 verzeichnet ist, so dicht heran gebaut, dass ein Schließen der Läden nicht mehr möglich ist. Geschützt vor Witterung sind sie allerdings bestens erhalten.
Als erste Baumaßnahme nach Erteilung der Baugenehmigung wurde mit dem seit Jahren undichten Dach begonnen. Die Abnahme der Dachhaut, das Verschalen, Auflatten und Wiedereindecken mit alten Biberschwanzplatten sowie das Neu-Aufmauern der maroden Kaminköpfe war binnen zwei Monaten in Eigenleistung erledigt. Der rückwärtige Fachwerkgiebel war, wie zu erwarten, unter dem vor 40 Jahren aufgebrachten Zementputz fast vollständig verfault. Mit Balken aus einem Scheunenabbruch wurde der Fachwerkgiebel neu abgezimmert, ausgemauert und von außen, wie archivalisch belegt, verbrettert.
Als nächstes waren die Fundamente der Umfassungsmauern zu ertüchtigen. Durch meterweises Untergraben und Befüllen mit Beton (Unterfangen) konnten ein standsicheres Fundament erstellt und gleichzeitig die stark feuchtebelasteten Mauern getrocknet werden. Der gesamte Erdgeschossbereich wurde etwa 60 cm abgegraben. Historische Bodenbeläge im Erdgeschoss waren nur im Flurbereich vorhanden (Zementplatten). Diese wurden gesichert und wiederverwendet. Der Bodenaufbau erfolgte mit 40 cm Schaumglasschotter (gerüttelt), darauf eine dünne Sauberkeitsschicht aus Beton (3-5 cm), darauf im Flur Naturstein auf Mörtelbett (Trassmörtel), in den anderen Räumen Lagerhölzer mit aufgenagelten Bodendielen.
Die Balkenlage über dem EG war im Bereich des ehemaligen Ladens stark durchgebogen und musste verstärkt werden. Ein Statiker errechnete die Notwendigkeit von tonnenweise Stahl. Auf Nachfrage, ob neue Holzbalken, die jeweils unter die vorhandenen Balken gelegt und mit diesen verschraubt werden, auch ausreichend Tragkraft erbringen, kam eine positive Antwort. So konnte auch diese Maßnahme selbst ausgeführt werden. Nun war der Baukörper wieder ertüchtigt.
Im Dachgeschoss wurde eine Zwischensparren-Dämmung mit Thermo-Hanf eingebracht. Da nur das erste Dachgeschoss ausgebaut wurde, zieht sich die Dämmebene vertikal jeweils vom Dachfuß bis zur ebenfalls gedämmten Kehlbalkenebene. Der Dachraum darüber bleibt somit Kaltdach. Die Außenwände des Obergeschosses wurden raumseitig mit 4 cm starken Holzweichfaserplatten gedämmt. Darauf wurden die Heizrohre für die Wandheizung geschleift und in Lehmputz gebettet.
Rosenberger, A. und Sandmeir, M.: „Ein Original bewahrt sein historisches Gesicht“ in: Der Holznagel – Zeitschrift der Interessengemeinschaft Bauernhaus“, Heft 2/2019