Seit 2001 und bis zu meiner Pensionierung arbeitete ich am Oberpfälzer Freilandmuseum, zuerst zuständig für Museumspädagogik und Öffentlichkeitsarbeit, seit 2007 als Museumsleiterin. Täglich hattee ich die wunderschönen Bauten aus allen Teilen der Oberpfalz vor meinen Augen, die leider nicht mehr da stehen, wo sie hingehören, sondern als letzter Ausweg, vor dem endgültigen Aus, in das Museum transloziert wurden.
Den ländlichen Bauten fehlt die Lobby, die in Städten oft vorhanden ist und mit großem Engagement oft das Schlimmste verhindern kann. Auf dem Lande fehlt oft die Begeisterung für das „alte Glump”, wie es auf bayerisch heißt.
In der Oberpfalz haben wir deshalb den Arbeitskreis „Heimat, deine Bauten” gegründet, der alle zwei Jahre ein Symposium organisiert, dass sich mit den Problemen der alten Bausubstanz im ländlichen Raum beschäftigt und vor allem auf gute Lösungen aufmerksam machen will. Als Kunsthistorikerin und Volkskundlerin bin ich überzeugt, dass wir, um unsere Geschichte verstehen zu können, anschauliche Objekte brauchen und nicht nur schriftliche Quellen. Letztere fehlen meist bei den Familien, die sich mit Handwerk oder Landwirtschaft ihr Brot verdienten. Da ist es besonders wichtig, dass ein Haus von ihren Lebensgewohnheiten erzählen kann.
Es ist mir wichtig, unsere Anliegen mit anderen Organisationen zu vernetzen, zum Beispiel mit dem bayerischen Denkmalnetz, in dem ich mich ebenfalls engagiere. Auch mit den Naturschutzverbänden wäre eine Zusammenarbeit wichtig, denn Denkmal- und Kulturlandschaft gehören zusammen.
Der Erhalt historischer Bauten ist ein wesentlicher Beitrag zur Nachhaltigkeit. Neulich sah ich einen Bauernhof, der in zwei Jahren seinen 225. Geburtstag feiern könnte. Er wird 2018 durch ein Fertighaus ersetzt, dessen Lebenserwartung ungefähr bei 30 Jahren liegt…
Dr. Birgit Angerer, Mai 2020