Ansicht der Südseite mit engstehendem Eichenfachwerk. Schon der mächtige Schornstein deutet darauf hin, dass es sich nicht um ein gewöhnliches Wohnhaus handelt, Zeichnung © Interessengemeinschaft Bauernhaus, Johannes Prickarz

Alte Gerberei sucht frische Liebhaber

Die ehemals denkmalgeschützte Lohgerberei aus Hellenthal in der Eifel musste 2019 einem Lebensmitteldiscounter weichen, nachdem unsere Bemühungen zum Erhalt des Gebäudes leider nicht zum Erfolg geführt hatten.

Weil wir als IgB den kulturhistorisch bedeutenden Bau jedoch bewahren wollten, haben wir ihn vor Ort gesichert und mit Hilfestellung der Gemeinde abgebaut. Leider hat sich unsere bisherige Wiederaufbauplanung in Zusammenarbeit mit dem Freilichtmuseum Lindlar und dessen Förderverein unerwartet nicht realisieren lassen. Deshalb suchen wir für dieses besondere Gebäude nun frische Liebhaber

Das 1819 als Lohgerberei errichtete Gebäude ist in seiner Art exemplarisch für Lohgerbereien vor dem Übergang der handwerklichen Lederherstellung zur industriellen Produktion. Es besitzt eine in Bruchstein ausgeführte „Wasserwerkstatt“ im Untergeschoss, die nach oben von einer speziellen Spreng-/ Hängewerkkonstruktion in Eichenfachwerk abgeschlossen wird. Die Wasserwerkstatt verfügt nach der Demontage der Ende des 19. Jahrhunderts im Erdgeschoss eingebauten Wohnung als Besonderheit wieder über eine Höhe von zwei Etagen. Im unmittelbaren Anschluss an diese stützenfreie Werkhalle liegen im Untergeschoss zwei weitere eingeschossige Räume, über denen sich das ehemalige Kontor mit der Galerie zur Werkhalle im Erdgeschoss befindet. Auf der gesamten Grundfläche von 12,15 m x 7,90 Metern erstrecken sich die ursprünglichen hölzernen zwei Trockenböden im Dachgeschoss.

Die ehemalige Gerberei am alten Standort in Hellenthal © Interessengemeinschaft Bauernhaus, Britta Meiborg
IgB-Mitglieder beim Abbau 2019 © Interessengemeinschaft Bauernhaus, Britta Meiborg
Der Architekt und IgB-ler Johannes Prickarz erstellte 2013 eine Dokumentation mit mehreren Grundrissen, Ansichten und einem Querschnitt. (Zeichnung: Johannes Prickarz)

Nach außen beeindruckt das Gebäude mit seinem wuchtigen Giebel in Bruchstein nebst vorgesetztem Außenschornstein, den drei Außenwänden in engstehendem Eichenfachwerk mit Lehmflechtwerk sowie seinem Krüppelwalmdach. Weitere Details ergeben sich aus den bisherigen Artikeln im Holznagel (5/2013 und 6/2017).

Das Hausgerüst sowie die geborgenen Steine, inklusive des steinernen Bodenbelags und die Eindeckung sowie archäologische Befunde (Fässer etc.), befinden sich in Lindlar im Bergischen Land, wo sie für den geplanten Wiederaufbau zwischengelagert sind. Nachdem der Förderverein leider aufgrund fehlender Mittel den musealen Wiederaufbau unerwartet abgesagt hat, können wir uns im Interesse des zerlegten Hauses für den Wiederaufbau viele Konstellationen vorstellen. Neben einer musealen Nutzung kommen angesichts der Baulichkeit auch vielerlei private oder öffentliche Nutzungen in Betracht, wobei wir uns auch unverändert eine Begleitung des Wiederaufbaus seitens der IgB in Form von Seminaren, etc. vorstellen können. Nachdem von IgB-Mitgliedern sehr viel Herzblut in die Gerberei gesteckt wurde, würden wir uns freuen, wenn sie Liebhaber mit einem neuem Standort findet.

Fühlen Sie sich angesprochen? Dann freuen wir uns, wenn Sie sich mit der Internet-Redaktion in Verbindung setzen: E-Mail schreiben

Hajo Meiborg, IgB

aus: HN 4|2021

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